Mit einem Samurai-Schwert ist am Sonntagnachmittag ein 25-Jähriger in eine evangelisch-methodistische Kirche gestürmt und hat ein Blutbad angerichtet. Eine Frau starb, drei Menschen wurden schwer verletzt.
Ein zerbrochener Stuhl, blutverschmierte Textilien, Plastikhüllen von Medizinbesteck: Vor der evangelisch-methodistischen Kirche in Stuttgart-Zuffenhausen lagen am Sonntagnachmittag stumme Zeugen eines Blutbads. Der Amoklauf eines 25-Jährigen kostete eine 43-jährige Frau das Leben. Drei weitere Besucher eines Gottesdienstes wurden schwer verletzt. Eine Frau und ein Mann schwebten am frühen Abend noch in Lebensgefahr. Nach Polizeiangaben wütete der Täter mit einem Samuraischwert so schrecklich, dass den Opfern Gliedmaßen abgetrennt wurden.
Eine Anwohnerin berichtete, dass ungefähr 50 Menschen, darunter auch Kinder, schreiend auf die Straße gelaufen seien. Einige hätten abgebrochene Stuhlbeine als Verteidigungswaffen in der Hand getragen. Eine junge Frau sei am Hals blutend an der Straßenecke niedergesunken. Dort waren riesige Blutflecken auf dem Straßenpflaster zu sehen, eine schwarze Haarlocke neben einem Plastikschlauch und eine Infusionsflasche. Die Tote lag noch am Nachmittag, bedeckt von einer schwarzen Plastikplane, vor der Kirche.
Erster Notruf um 15.48 Uhr
Laut Polizei drängten die Gläubigen den Angreifer mit Stühlen zur Tür. Der junge Mann sei dann am Eingang des Gotteshauses von Polizisten gestellt und zur Aufgabe aufgefordert worden. Als er dies verweigerte, überwältigten ihn die Beamten mit Pfefferspray und nahmen ihn fest. Die Hintergründe der Tat waren zunächst noch unklar. Die Polizei schloss aber politische Motive aus. Möglicherweise sei die familiäre Situation Grund für das sinnlose Morden.
Etwa 60 Gemeindemitglieder, vornehmlich Tamilen, wurden von Seelsorgern in einem benachbarten Kindertagheim versorgt. Die Experten kümmerten sich um junge Frauen und Kinder, die in ihrem Sonntagsstaat zum Gottesdienst gekommen waren. Etwa die Hälfte der 65 Gottesdienstbesucher waren Kinder. Die Kirche wurde abgesperrt.
Nach Angaben der Augenzeugin aus der Nachbarschaft waren die Gemeindemitglieder schon seit Jahren sonntagnachmittags zu ihren Gottesdiensten in dem vornehmlich von Ausländern bewohnten Stadtteil gekommen. «Das sind so ruhige Leute, da hört man gar nichts», berichtete die 56-Jährige. Nur an diesem furchtbaren Sonntagnachmittag war sie von den Schreien der fliehenden Gottesdienstbesucher aufgeschreckt worden.
Zunächst war ungewiss, ob es noch mehr Opfer und möglicherweise auch mehr Täter gibt. Doch dann wurde klar: Der Festgenommene war ein Einzeltäter, wahrscheinlich ein Tamile, sagte ein Polizeisprecher. Die lebensgefährlich verletzte Frau werde vermutlich nicht überleben.